Die Mosel wird als „Mutter“ des Cool Climate Trends bezeichnet, weil sie historisch die erste und bedeutendste Weinregion war, die systematisch das Potenzial kühler Klimazonen für die Weinproduktion demonstrierte.
An der Mosel entstanden bereits im Mittelalter Techniken und Traditionen, die heute als charakteristisch für den Cool Climate Weinbau gelten. Die steilen Schieferhänge mit ihrer südlichen Ausrichtung maximieren die Sonneneinstrahlung, während das kühle Klima für langsame Reifung und ausgeprägte Säurestruktur sorgt – ein Markenzeichen hochwertiger Cool Climate Weine.
Der Riesling, der an der Mosel seine wohl reinste Ausprägung findet, wurde zum Archetyp des Cool Climate Weins: elegant, mineralisch, mit lebendiger Säure und komplexer Aromatik.Diese Stilistik inspirierte Winzer weltweit, ähnliche Bedingungen zu suchen – von der Finger Lakes Region in New York über das Rheingau bis hin zu Tasmanien.
Besonders prägend war die Mosel-Philosophie des „terroir-driven winemaking“: Die Überzeugung, dass kühle Standorte mit mineralischen Böden Weine von besonderer Finesse und Langlebigkeit hervorbringen können. Diese Denkweise revolutionierte den internationalen Weinbau ab den 1980er Jahren, als Qualität zunehmend über Quantität gestellt wurde. Die Mosel bewies, dass große Weine nicht unbedingt aus warmen Regionen stammen müssen – ein Paradigmenwechsel, der den modernen Cool Climate Trend erst möglich machte.
Heute steht die Weinbranche weltweit vor der Herausforderung Jahrhunderte alte Traditionen mit der Notwendigkeit zur Anpassung an den Klimawandel in Einklang zu bringen. Flexibilität und Innovation werden entscheidend sein – wobei gleichzeitig die kulturelle Identität und die Qualitätsstandards der Weinregionen bewahrt werden müssen.
Der Klimawandel verändert den Weinbau fundamental und hat verschiedenste Auswirkungen auf den Wein:
• verschobene Vegetationsperioden: frühere Blüte, frühere Reife und frühere Ernten (teilweise 2-4 Wochen)
• höhere Zuckergehalte: führt zu höheren Alkoholwerten in Weinen
• sinkende Säuregehalte: beeinflusst die Frische und Lagerfähigkeit
• veränderte Aromaspektren: weniger typische Sortenaromen, mehr reifebedingte Aromen
Insbesondere südlichere Weinbauregionen sind stark betroffen, aber klassische deutsche Weinbaugebiete leiden ebenfalls unter dieser Entwicklung.
Der Begriff „Cool Climate“ im Zusammenhang mit Wein hat seine Ursprünge in den 1960er Jahren, und entstand in der sogenannten „Neuen Welt“ des Weinbaus, also in Ländern wie Australien, Neuseeland, den USA oder Kanada. Damals begannen Winzer, gezielt kühlere Regionen für den Weinbau zu erschließen und die besonderen Eigenschaften dieser Weine hervorzuheben.
In Europa, speziell in klassischen Weinbauländern wie Deutschland oder Frankreich, gab es zwar schon immer Weinbau in kühleren Regionen, doch die gezielte Positionierung und das bewusste Herausstellen des „Cool Climate“-Charakters wurde erst mit dem internationalen Trend aus der Neuen Welt populär.
Seit den 1990er Jahren hat das Thema in der globalen Weinszene deutlich an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt durch den Klimawandel und die damit verbundenen Veränderungen in traditionellen und neuen Weinregionen.
Die Entwicklung des „Cool Climate“ Weinbaus zeigt mehrere interessante Trends:
1. neue Anbaugebiete wie England, Tasmanien, Neuseeland, nördliche Teile von Deutschland, höhere Lagen in Chile und Argentinien entwickeln sich
2. selbst traditionelle Weinbauregionen müssen sich auf wärmere Bedingungen einstellen – sei es durch Höherlagen, nordexponierte Weinberge oder neue Rebsorten
3. Konsumenten schätzen zunehmend die Eleganz, Frische und niedrigeren Alkoholgehalte dieser Weine
4. besonders Sorten wie Riesling, Chardonnay, Pinot Noir und Sauvignon Blanc profitieren von kühleren Klimata und stehen im Zentrum des „Cool Climate“- Ansatzes
5. „Cool Climate“ Winzer sind oft Pioniere bei nachhaltigen und biologischen Anbaumethoden, da sie mit den natürlichen Gegebenheiten arbeiten müssen
6. diese Weine positionieren sich häufig im Premium-Segment, da die Produktionskosten höher sind und die Erträge geringer
Die Mosel ist ein klassisches Beispiel einer „Cool Climate“ Weinregion, und das aus mehreren wichtigen Gründen:
Geografische und klimatische Faktoren
• nördliche Lage: mit einer Lage auf etwa 50° nördlicher Breite befindet sich die Mosel an der nördlichen Grenze des kkomerziellen Weinbaus
• kühles Klima: die durchschnittlichen Temperaturen während der Vegetationsperiode sind deutlich niedriger als in südlicheren Weinregionen – die Jahresdurchschnittstemperatur liegt typischerweise zwischen 9-10°C
• längere Reifezeit: die Trauben benötigen hier eine längere Vegetationsperiode, was zu komplexeren Aromen führt
Terroir-Besonderheiten
• Flusslauf als Klimaregulator: die Mosel selbst wirkt als Temperaturpuffer und reflektiert Sonnenlicht auf die Weinberge
• steile Schieferhänge: diese speichern tagsüber Wärme und geben sie nachts ab, was das kühlere Klima teilweise kompensiert
• Expositionsvorteil: die meist nach Süden ausgerichteten Steillagen fangen das Maximum an Sonneneinstrahlung ein, was in dieser nördlichen Region entscheidend ist
Weincharakteristik
• hohe natürliche Säure: die Moselweine (vor allem Riesling) zeichnen sich durch eine prägnante, lebendige Säurestruktur aus
• niedrigerer Alkoholgehalt: typischerweise zwischen 7-12%, deutlich niedriger als Weine aus wärmeren Regionen
• filigrane Aromatik: feine Fruchtaromen mit Zitrusnoten, grünem Apfel, oft mineralischen Komponenten und einer charakteristischen Eleganz
Die Mosel gehört zu den „Cool Climate“-Regionen, die durch den Klimawandel besonders akzentuiert wird.
Immich-Batterieberg ist ein „Cool Climate“ Weingut. Unsere Herangehensweise in den Weinbergen und im Keller, im nachhaltigen und ökologischen Anbau und die natürliche Fermentation arbeitet die Faszination der Weine an der Mosel gezielt heraus. Die Säure wird hierbei ideal eingebunden und steht nicht im Vordergrund. Wir fühlen uns immer dem niedrigen Alkohol verpflichtet, deshalb wird grundsätzlich nicht chaptalisiert. Unsere teilweise sehr kargen, steinigen und trockene Steillagen erzeugen leichtere und alkoholärmere Weine als „fette“ Flachlagen. Unsere alten Reben mit alter Genetik haben zusätzlich geringere Mostgewichte als moderne Klonanlagen.
Cool Climate hat an der Mosel und bei Immich-Batterieberg Tradition!