3. Probe reifer trockener Moselweine im Weingut Immich-Batterieberg.

Im Rahmen unserer Probenreihe mit trockenen, gereiften Moselrieslingen (und einigen Piraten) stand diesmal das Thema trockene und feuchte Jahre am Beispiel von Paarungen aus 2001/2002 und 1990/1992 an.

Dazu erst mal ein Auszug aus dem Einladungstext von Joachim Krieger:

„… TROCKEN-PROBE III – Trockenes oder feuchtes Klima“ statt 4 Runden mit 4 Jahrgängen und jeweils vier Weinen, 2X zwei Vierer-Runden unter der Fragestellung „Traumhafter Ideal-Jahrgang mit leichtem Trocken-Streß“ im Vergleich mit „sehr gutem saftigen Jahrgang ganz ohne Trocken-Streß“

Es ist unstrittig, daß die 2001er von guten Betrieben oft absolut brillant sind im restsüßen Bereich, mit unsterblicher Finesse. Der wasserreiche 2002er mit seiner Saftigkeit war gegenüber dem so bestechenden hochgelobten 2001er schnell im Ruf-Hintertreffen.

Im trockenen und feinherben Bereich ist die Sache aber nicht so eindeutig, da kann beim 2001er die lagenbedingte phasenweise Trockenheit schon einmal etwas auf die Lebendigkeit und Frucht und Entwicklungsfähigkeit schlagen. Saftigere Böden wie in Piesport können hier trockeneren Böden wie in Zeltingen überlegen sein. Theo Haart’s Piesporter z.B. im Vergleich zu Molitor ? Und was sagen Milchsäurereißer wie van Volxem und Löwenstein dazu? Und eben die 2002er? Ich mische bewusst in die zwei Gruppen 2001er einige 2002er hinein. Sind feuchtere Jahre nicht im trockenen Geschmacksbereich, wo Extrakt und Mineral mehr zählen, nicht manchmal von Vorteil?

Dasselbe Spiel mit zwei Gruppen á 4 Weinen mache ich dann anschließend mit 1990 und 1992, der traumhafte 90er mit sienen gesunden Trauben gegen den feuchteren und manchmal botrytisgeladenen 1992er, der aber trotzdem und fraglos mit ganz tollen Einzelbeispielen alles überraschen und übertreffen kann, eine ebenso rätselhafte und spannende Geschichte wie s.o., wo dann außerdem noch ein 94er versteckt sein wird als Musterbeispiel eines grossen jahrganges mit grosser Trockenheit.

Pikant ist die ganze Fragestellung zusätzlich, weil 2002 und 1992 auch deutlich mengenreicher waren – wo sind hier die Grenzen …“

Zusammenfassunge der Probenergebnisse

In den ersten zwei Runden, die sich mit den 2001ern/2002ern beschäftigt haben war die Jahrgangszuordnung extrem schwierig und auch routinierte Probierer haben hier viel danebengelegen (ich auch mehrfach), so daß (gerade auch im Vergleich zur zweiten Gruppe) deutlich wurde, daß die individuellen Bedingungen im Weingut und die Stile der Betriebe oft prägender waren als der Jahrgang. Die Situation Anfang der 00er-Jahre zeigt eine stlistisch viel grössere Bandbreite (Hefelager, Schwefelverwendung, Biologischer Säureabbau, Abfüllzeitpunkt…) zwischen den Betrieben als es Anfang der 90er der Fall war (alle Weine recht zügig vergoren, früh geschwefelt…) – ohne daß man zu einer Aussage kommen könnte, was die „richtige“ Arbeitweise für die Mosel wäre, da sich Weine aus allen Stilwelten im oberen und unteren Bereich platziert haben.

In den 90er/92er-Runden war die Jahrgangszuordnung recht leicht, was vor allem an der brillanten, strahlenden Säurestruktur der 90er liegt, die immer leicht erkennbar war. Die 92er haben sich recht gut gezeigt und haben ihre leichte „Stumpfheit“, die sie in Proben der vergangenen Jahre manchmal gezeigt haben, langsam überwunden. Auch ein Reifedefizit gegenüber den brühmteren 90ern war nur noch in Einzelfällen wahrnehmbar (man muss natürlich zugeben, daß die einzelnen Weine schon wegen der hohen Einzelqualität innerhalb des Jahrgangs zurückgelegt wurden – nochmal Danke an Joachim Krieger!).

Herausragende Weine der Probe

2001er Piesporter Goldtröpfchen, Wg. Rheinhold Haart

Rauchige Noten, Steichholzköpfchen, sehr mineralisch und komplex, sehr lang, für mich der beste Wein der Probe!

Danach auf etwa einem Niveau:

2002er Wiltinger Klosterberg „Millichberg“, Van Volxem

Mit sehr durchgängiger Struktur, feingliedrig, spannungsreich, vielschichtig und noch sehr jung.

2002er Winninger Uhlen „Laubach“, Heymann-Löwenstein

Tief und würzig, recht wild, cremig, baute im Glas immer mehr auf.

Danach, auch auf sehr hohem Niveau:

2002er Piesporter Goldtröpfchen Riesling Spätlese trocken

Recht kräuterig und elegant und ein extrem spannender 2002er Niedermenninger Herrenberg, Riesling Kabinett trocken, Markus Molitor mit wachrüttelndem Säurebiss.

In der älteren Runde gefielen mir vor allem:

1992er Trittenheimer Apotheke Spätlese halbtrocken, Ernst Clüsserath

Saftig, salzig, Karamell und schöner Nachhall.

1992er Palais Kesselstatt

Mit viel Struktur, Ausdruck und guter Länge, ein tolles Lagencuvee.

Dazu zwei Piraten:

1992er Schloss Johannisberg Spätlese trocken

Ziehend, mieneralische Struktur, wirkt fast kalkig, sehr lang, aber etwas gröber als die Mosellaner.

1994er Graacher Himmelreich Spätlese halbtrocken, Markus Molitor

Mit toller Aromatik, grosser Eleganz und noch viel Zukunft.

Auf jeden Fall wieder eine interessante und aufschlussreiche Probe mit 17 engagierten und diskussionsfreudigen Teilnehmern.

Wenn Sie gerne zu unseren Probenrunden eingeladen werden würden, können Sie sich unter editionkrieger@gmx.de in den Verteiler setzen lassen.